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Guo Moruo - Autor und Politiker

Vortrag von Dr. Manfred W. M. Frühauf 傅 熳 德

27. November 2024 (Mittwoch), 18:00 Uhr
Graf-Adolf-Str. 63, 40210 Düsseldorf, Konfuzius-Institut Düsseldorf

Guo Moruo 郭沫若 (1892‒1978) war einer der facettenreichsten Intellektuellen Chinas im 20. Jahrhundert. Guos Leben war gleichermaßen von literarischen wie politischen Aktivitäten bestimmt. Er zeichnete sich als Dichter und Dramatiker, Übersetzer, Historiker, Philologe und Kulturtheoretiker aus, um nur einige seiner Betätigungsfelder zu nennen. Neben Lord Byron, Shakespeare, P. B. Shelley, Upton Sinclair, Spinoza, Rabindranath Tagore, Leo Tolstoi, H. G. Wells, Walt Whitman und vielen anderen stellte er seinen chinesischen Lesern auch Heinrich Heine, Theodor Storm, Goethe, Schiller und Nietzsche vor. Zu den wichtigsten politischen Texten, die er ins Chinesische übersetzte, zählt unter anderem die "Kritik der politischen Ökonomie" von Karl Marx. In der Folge bedeutete Literatur für ihn nicht länger eine ästhetische Ausdrucksform, sondern eine Waffe im Kampf für eine Veränderung der gesellschaftlichen Zustände.

Guo Moruos Kurzgeschichten, Dramen und Gedichte sind darüber hinaus immer auch als sprachliche Experimente zu verstehen und als Schritte auf dem Weg zur Schaffung einer neuen Schriftsprache (im Gegensatz zur klassischen Literatursprache) zu werten.

Sein anfangs eher romantisch anmutendes Aufbegehren entwickelte sich zu einer gezielten Mobilisierung gegen konservative und restaurative Kräfte. Andere chinesische Intellektuelle auffordernd, es ihm gleichzutun, erklärte er sich schließlich Mitte der 1920er Jahre öffentlich bereit, vorläufig auf die erstrebte individuelle Freiheit zu verzichten, um sich mit ganzer Kraft der Wiederherstellung eines unabhängigen Chinas zu widmen. Deshalb wurden ihm später in der neu gegründeten Volksrepublik China auch hohe politische Ämter übertragen. Er starb 1978 hochbetagt in Peking, von vielen bewundert, von anderen jedoch auch massiv kritisiert.

Über den Referenten:
Dr. Manfred W. M. Frühauf ist ein im Jahr 1984 an der Frankfurter Goethe-Universität promovierter Sinologe und Germanist. Nach längeren Forschungs- und Lehraufenthalten in Japan und China (Beijing, Nanjing, Taiwan) war Frühauf rund 30 Jahre lang als Institutsleiter des LSI-Sinicum (Institut für Chin. Sprache) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) tätig. Im Jahr 2017 wurde er als Gastdozent an die Beijing Foreign Studies University (BFSU) eingeladen; 2021/2022 unterrichtete er an der Staatlichen Fremdsprachenhochschule von Samarkand (SamSIFL), Usbekistan. Seine fachlichen Interessenschwerpunkte sind die klassische und vorklassische Literatur Chinas sowie die chinesische Literatur vom Ende der Kaiserzeit (Qing) bis zur Gründung der Volksrepublik1949.

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